Unkonventionelle Innovationen
Während viele der wirkungsvollsten Innovationen unserer Zeit auf fortschrittlicher Technologie und jahrzehntelanger Forschungsund Entwicklungsarbeit beruhen, gibt es wahrscheinlich ebenso viele, die eigentlich nur neuartige, aber überraschend einfache Ansätze zur Lösung eines bekannten Problems darstellen.
Diese systematisch unkonventionellen Innovationen bieten aufgrund ihrer Einfachheit eine der besten Investitionsrenditen.
Inhaltsverzeichnis
Wie entstehen unkonventionelle Innovationen?
Wer schon einmal an einem Ideenfindungs-Workshop teilgenommen hat, kennt bestimmt den Ausspruch vom Moderator: "Es gibt keine schlechten Ideen".
Das stimmt aber einfach nicht. Es gibt unglaublich viele schlechte Ideen, und wir haben sicher alle unseren eigenen Anteil daran. Es gibt Ideen, die ignorant sind oder einfach keinen Sinn ergeben. Es gibt Ideen, die unrealistisch oder zu ehrgeizig sind. Es gibt Ideen, die nicht ehrgeizig genug sind.
Es ist jedoch nicht einfach zu wissen, wann eine Idee gut und wann sie schlecht ist. Das ist besonders dann der Fall, wenn man große, wirklich neuartige Ideen anstrebt.
Eine gute "unkonventionelle Idee" hat etwas erkannt, was andere nicht erkannt haben, und wird daher gewöhnlich als kontrovers oder sogar irrational angesehen.
Um zu einer solchen Idee zu gelangen, muss man neugierig sein und das Problem mit dem Geist eines Anfängers angehen – shoshin wie es im Zen-Buddhismus heißt. Gleichzeitig sollte man jedoch auch in der Lage sein, das Problem und den Kontext, in dem es sich befindet, genau zu verstehen.
Ironischerweise sind die meisten Ideenfindungs-Workshops so strukturiert, dass sie meist zu oberflächlichen Problemlösungen und Gruppendenken führen.
Wenn also Workshops nicht helfen, bleibt die Frage, wie man tatsächlich zu einer solchen Idee kommt.
Innovationen über den Tellerrand hinaus schaffen
Der Prozess der Entwicklung innovativer Ideen ist zwar immer mit etwas Kreativität verbunden, aber es ist ebenso eine Wissenschaft wie eine Kunst, im Gegensatz zu dem, was viele so genannte Kreativitäts Experten glauben machen wollen.
1. Denken in ersten Prinzipien
Die erste und vielleicht wichtigste Zutat ist der auf Aristoteles zurückgehende philosophische Ansatz zum „Denken in ersten Prinzipien“. Der Kerngedanke besteht darin, dass man das Problem oder die Idee in die kleinsten, grundlegendsten Wahrheiten zerlegt, und dann beginnt, sich von dort aus in einer überrationalen Weise hochzuarbeiten.
Um diese Methode auf die generierte Idee anzuwenden, muss man sich die folgenden Fragen stellen:
- Was ist mit Bestimmtheit wahr?
- Was wird allgemein für wahr gehalten, ist es aber nicht notwendigerweise?
- Was könnte möglich sein, wird aber derzeit aus dem einen oder anderen Grund nicht getan?
- Wurde ein ähnliches Problem in einer anderen Branche gelöst und wenn ja, auf welche Weise?
Diese Vorgehensweise kann dabei helfen, vom simplen „das kann man nicht tun“ zu „vielleicht könnten wir das tun, aber es würde uns dazu zwingen...“ überzugehen.
2. Hindernisse einbeziehen
Eines der Hauptprobleme mit dem Prinzip "Think Outside the Box" ist, dass es im wirklichen Leben immer eine „Box“ gibt.
es im wirklichen Leben immer eine „Box“ gibt
In jedem Land gibt es Gesetze. Jedes Unternehmen hat ein Budget und jede Branche ihre Regeln und Vorschriften wie z.B. persönliche und unternehmerische Verhaltenskodexe und ethische Standards. Die Kunden haben zudem wahrscheinlich nur begrenzte Mittel, um für Produkte und Dienstleistungen zu bezahlen.
Solche Einschränkungen limitieren zwar die Möglichkeiten, aber die Grenzen zu kennen kann tatsächlich enorm helfen.
Dafür gibt es einige wichtige Gründe, den Einschränkungen
- helfen, das Problem besser zu verstehen,
- zwingen zur Kreativität,
- können zu einer Quelle von Wettbewerbsvorteilen werden.
Es ist eine Sache, ein Auto zu bauen, das sich auf vier Rädern von A nach B bewegen kann, aber eine ganz andere Herausforderung, ein Auto zu bauen, das alle Gesetze und Vorschriften in Bezug auf Sicherheit, Emissionen usw. erfüllt. Darüber hinaus sollen die Kunden das Auto auch noch gerne fahren und sich leisten können.
Ohne den Inhalt des Problems vollständig zu verstehen, kann man bestenfalls fundierte Vermutungen anstellen, aber keine Lösung anbieten. Der Schlüssel liegt im Unterschied zwischen harten und weichen Einschränkungen. Gesetze sind das klassische Beispiel für harte Einschränkungen. Man kann sie nicht ändern, also muss man sich anpassen. Aber auch Gesetze sind nicht immer wirklich harte Zwänge.
Zum Beispiel haben verschiedene Länder unterschiedliche Gesetze. Selbst wenn also ein Gesetz die eigene Innovation behindert, kann man vielleicht in einem anderen Land weiter daran arbeiten. Die meisten Beschränkungen sind also eigentlich weiche Beschränkungen. Man kann zum Beispiel immer versuchen, mehr Budget zu bekommen oder Wege zu finden, dasselbe Problem auf eine erschwinglichere Art und Weise zu lösen.
Hier kommt wieder das „Denken in ersten Prinzipien“ ins Spiel. Es hilft herauszufinden, mit welchen Zwängen man leben muss und welche man umgehen kann, um die eigene Innovation zu verwirklichen. Außerdem sind Zwänge nie nur negativ.
Innovatoren gelingt es in der Regel aufgrund von Zwängen ganz gut, ihre Ideen zu generieren und umzusetzen. Wenn es keine oder nur sehr begrenzte Einschränkungen gibt, entscheiden sich Innovatoren leicht für die offensichtlichste statt für die unbequeme Idee.
Wie Brian Chesky, Mitbegründer und CEO von Airbnb, kürzlich in einem Interview sagte: "Zwänge schaffen Kreativität". Ohne diese Zwänge hätte Chesky wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte der kreativen Entscheidungen getroffen, die den Grundstein für den bisherigen Erfolg von Airbnb gelegt haben.
Zwänge schaffen Kreativität
- Brian Chesky, Mitbegründer und CEO von Airbnb
Hinzu kommt, dass es Situationen wie zum Beispiel die COVID-Krise gibt, in der praktisch jeder mit den gleichen Zwängen konfrontiert ist. In einem solchen Umfeld können Zwänge sogar zu einer Quelle von Wettbewerbsvorteilen werden.
Wenn ein Land beispielsweise eine aggressivere Umweltgesetzgebung einführt, bedeutet dies, dass auf diesem speziellen Markt wahrscheinlich eine größere Nachfrage nach neuen, umweltfreundlicheren Produkten und Dienstleistungen besteht. Das ist eine große Chance für diejenigen, die in der Lage sind, sich an die veränderte Situation anzupassen.
Die Situation kann so zu einer Quelle von Wettbewerbsvorteilen gegenüber denjenigen werden, die nicht in der Lage oder nicht willens sind, sich so schnell an die sich ändernden Umstände zu adaptieren.
3. Tiefer graben
Um den Kontext, in dem man tätig ist, und die damit verbundenen Einschränkungen vollständig verstehen zu können, muss man der Sache auf den Grund gehen. Es gilt das Problem, das man lösen möchte, genau zu verstehen.
In der Praxis bedeutet das, vor Ort zu gehen und zu beobachten, wie die potentiellen Kunden derzeit versuchen, dieses Problem zu lösen.
Besonders in größeren Unternehmen neigen viele Menschen dazu, der quantitativen Forschung zu viel Bedeutung beizumessen. Wenn Sie Tausende von Kunden haben, ist es sehr schnell und einfach, diesen einfach eine Umfrage zu schicken und sich die Ergebnisse anzuschauen.
Doch obwohl die quantitative Forschung ein nützliches Instrument sein kann, wäre es am Anfang hilfreicher, sich auf die qualitative Forschung zu konzentrieren, da diese es ermöglicht, ein tieferes Verständnis des Problems und der potentiellen Kunden zu erlangen. Die „Theorie der zu erledigenden Aufgaben“ kann hier ein unterstützendes Hilfsmittel sein.
Zusammen mit dem „Denken in ersten Prinzipien“ hilft dieser Ansatz, zu verstehen, welchen "Job" die Kunden wirklich erledigt haben wollen. Und das Prinzip unterstützt dabei, die Herausforderungen zu vergleichen, mit denen man im Prozess der Erledigung konfrontiert ist.
Wie ein Sprichwort sagt, wollen die Menschen keinen Bohrer, sondern ein Loch in der Wand.
In der Praxis ist die „20-Interviews-Regel“ ein guter Ausgangspunkt, dieses Problem anzugehen. Die „20-Interviews-Regel“ geht davon aus, dass man ungefähr 20 Tiefeninterviews braucht, um ein Problem, das man zu lösen versucht, wirklich zu verstehen und dieses einzugrenzen.
Man sollte sich bei der Durchführung dieser Interviews darauf konzentrieren, die Ursachen für die Probleme der Menschen sowie ihre tieferen, zugrunde liegenden Wünsche herauszufinden und nicht darauf, was an der Oberfläche klar ersichtlich ist.
4. Größer denken
Astro Teller, der Chef von Google X, hat gesagt: „Es ist tatsächlich oft paradoxerweise einfacher, 10x besser zu sein als 10% besser“. Bei der Suche nach unkonventionellen Ideen wird das Streben nach 10% Verbesserung auf den falschen Weg führen.
Und hier kommt wieder die Macht der Zwänge ins Spiel. Wenn das Ziel darin besteht, 10% besser zu sein, wird unweigerlich der Ansatz gewählt, mehr vom Gleichen zu tun, nur mit etwas mehr Ressourcen als zuvor oder mit leicht verbesserten Prozessen.
Wenn man jedoch 10-mal besser sein muss, muss man anders denken und neue Wege finden, das Problem anzugehen, um dieses Ziel zu erreichen.
Ein Beispiel dafür, dass viele Unternehmen im letzten Jahrzehnt enorme Ressourcen in Innovation investiert haben, sind Smartphone-Kameras. Früher entstanden nur "einfache" Hardware-Verbesserungen, wie z.B. die Anzahl der Megapixel, die jedes Jahr kontinuierlich gesteigert wurde, um die Bildqualität zu verbessern. Diesen traditionellen Ansatz gab es schon so lange, wie es Digitalkameras gibt.
In den letzten Jahren waren die Unternehmen jedoch nicht mehr in der Lage, mit dem gleichen Ansatz sinnvolle Verbesserungen zu erzielen, ohne bei anderen Bereichen ihres Telefondesigns Abstriche zu machen.
Eine neue Herangehensweise an das Problem, bessere Fotos zu machen, war eindeutig erforderlich, und hier kam sowohl der Einsatz von Software als auch der Einbau von mehreren Linsen ins Spiel.
Nun sind die besten Kameras nicht mehr diejenigen mit den meisten Megapixeln, sondern diejenigen, die die beste Software zur Verarbeitung der von der Kamera aufgenommenen Bilder verwenden.
Es ist jetzt sogar möglich, Smartphone-Fotos zu machen, die viele Menschen nur schwer von professionellen Fotos unterscheiden können, was offensichtlich ein großer Sprung gegenüber den Smartphone-Kameras vor dieser Umstellung ist.
5. Ständig auf der Suche nach Kritik
Wie Tesla und SpaceX-Geschäftsführer Elon Musk sagt, ist einer der größten Fehler, nicht aktiv nach negativem Feedback und Kritik für ihre Ideen zu suchen.
Es ist einfach, seine Kunden, Freunde oder Kollegen zu fragen: "Was halten Sie davon?". Dabei hört man gewöhnlich nur eine Variation von "Nun, es ist schön und dieser Teil hat mir wirklich gefallen...". Das ist alles gut und schön, um sein Ego zu stärken, aber es hilft nicht wirklich dabei, das Produkt, die Dienstleistung oder die Idee zu verbessern.
Meist wollen die Befragten nett und höflich sein und nicht kritisieren. Um wirklich konstruktives Feedback zu erhalten, muss man also gezielt danach fragen, was den Benutzern oder Kunden nicht gefällt oder was verbessert werden könnte.
Seien wir ehrlich: Keine Idee ist perfekt. Es braucht einige Arbeit und Prozessschleifen, um sie zu verfeinern und zu perfektionieren. Konstruktives Feedback und Beobachtungen aus der realen Welt sind dabei ein wichtiger Teil, um dies zu erreichen.
Die Teile zusammensetzen
Out-of-the-Box bzw. unkonventionelle Innovationen fußen nicht auf schwarzer Magie und sind auch keine reine Glückssache. Sie zu generieren ist eine Fähigkeit, die erlernt werden kann.
Das heißt, die wichtigsten Bestandteile dieser so genannten unkonventionellen Innovationen sind in der Regel die gleichen wie bei anderen Arten von Innovationen.
Es gibt einen wiederholbaren Prozess, den man sich zunutze machen kann, um diese Art von Ideen zu entwickeln und zu verfeinern. Das bedeutet natürlich nicht, dass der Erfolg garantiert wäre.
Man muss eine Menge Arbeit investieren und bescheiden und aufgeschlossen bleiben.
Man muss auch bereit sein, die Ideen auf der Grundlage dessen, was man lernt, zu wiederholen. Es ist wichtig zu wissen, wann man beharrlich sein sollte, wann man eine andere Richtung einschlagen und wann man eine Idee einfach aufgeben muss.
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